Berg/Farchach
Gebäudedaten
Schreinerei
Baujahr 1994
Altbau, unsaniert
Berg/Farchach
Gebäudedaten und Energieerzeugungsanlagen:
Im Jahr 1994 wurde eine Schreinerei für Aufträge von Privatpersonen errichtet. Das Hauptgebäude umfasst die Verwaltung, die Schreinerei, eine Trockenkammer sowie ein Holzlager.
Mit dem Bau des Handwerkbetriebs wurde ein Stückholzkessel mit Hackschnitzelheizung installiert. Bereits 1995 wurde die Wärmeenergie zur Beheizung des Betriebsgebäudes genutzt. Mittlerweile wird auch Energie an ein benachbartes Mehrfamilienhaus und ein Einfamilienhaus geliefert. 2011 wurde eine PV-Anlage mit 20 kWp installiert, von der 40% des erzeugten Stroms selbst genutzt werden. 2022 erfolgte eine zusätzliche Erweiterung auf 30 kWp mit Bezug aus 100% Ökostrom.
Planungsvorgang:
Im Rahmen der Erweiterung der regenerativen Energieerzeugungsanlagen wurden im Jahr 2020 die Werte des Familienunternehmens ermittelt. Hierbei diente das Dreieck der Nachhaltigkeit von Hans Carl von Carlowitz als Vorbild.
Daraus ergaben sich die fünf Grundsätze für das Handeln im Betrieb: Gesundheit, Dankbarkeit, Familie, Authentizität und Nachhaltigkeit. Diese sollen nicht nur das aktuelle Wirtschaften prägen, sondern auch von den Nachfolgegenerationen übernommen werden.
Ergänzend zur Werteermittlung wurde für das Geschäftsjahr 2020 eine Treibhausgasbilanz erstellt, um den offiziellen Grundstein für ein betriebliches Klimamanagement zu legen. Mit dem Einbezug aller direkten und indirekten Einflussfaktoren konnte die Schreinerei im Scope 3 eingeordnet werden. Dies zeigt die Berücksichtigung aller drei Bereiche auf: innerhalb des Unternehmens, wie beispielsweise der Fuhrpark, indirekte Emissionen aus zugekaufter Energie und indirekte Emissionen innerhalb der Wertschöpfungskette.
Allein jeder Mitarbeitende der Schreinerei kam hierbei auf einen CO2-Wert von 2,78 Tonnen im betrachteten Zeitraum von zwei Jahren. Als Ausgleichsmaßnahme wurde zusätzlich zu den bereits bestehenden Energieerzeugungsanlagen ein Mischwald in Costa Rica gepflanzt. Hier wurde bewusst der südamerikanische Standort gewählt, da sich Bayern aufgrund der teils starken Nutzwaldbewirtschaftung nicht eignet.
Die im Anschluss folgende strategische Ausrichtung orientierte sich hauptsächlich an den 17 SDGs, einschließlich Mitarbeiterbeteiligung am Gewinn, mindestens tarifliche Löhne, erfolgreicher Kommunikation, Geschlechtergleichheit und Fokus-Workshops zu Themen wie Energie, Konsum und Menschenwürde. Im Nachhaltigkeitsbericht wurde ein besonderer Fokus auf die Gemeinwohlökonomie gelegt.
Nachhaltigkeitsstrategie:
In der Schreinerei wird ausschließlich Material mit FSC- und PEFC-Siegeln genutzt und das Material, wie beispielsweise der im Küchenbau verwendete Naturstein, wird nur aus Europa bezogen. Des Weiteren besitzt das Unternehmen einen eigenen Wald. Aufgrund der geringen Mengen des zu verarbeitenden Holzes ist das Interesse der Sägewerke jedoch gering. Daher wurde für eine möglichst regionale Holzverarbeitung in ein mobiles Sägewerk aus Schweden investiert. Dieses wird heute in einem Umkreis von 15 km eingesetzt, um auch andere Forst- und Landwirten bei einzelnen Baumentnahmen bei der Verarbeitung zu
unterstützen.
Ferner wurde in den vergangenen Jahren auch eine Trockenkammer ergänzt, die über die PV-Anlage betrieben wird und eine schonende Trocknung ermöglicht. Hier wird auf eigenes Massivholz aus der Region zurückgegriffen. Im Sinne der Regionalität und kurzer Anfahrtswege wurde der Kundenkreis auf einen Umkreis von 80 km beschränkt.
Zusätzlich wird kontinuierlich in die Senkung des CO2-Ausstoßes investiert. So wurde beispielsweise das Preisgeld des Starnberger Energiepreises, den die Schreinerei 2021 gewonnen hat, in die Pflanzung einer Obstbaumallee in Kooperation mit der Gemeinde eingebracht. Ziel ist eine Senkung des CO2-Ausstoßes um 40% in zehn Jahren. Mithilfe der Erstellung eines eigenen CO2-Rechners und der Umstellung auf eine klimaneutrale Produktion konnte bereits bis 2024 eine Senkung von 33% erreicht werden.
Zukunftsausblick:
Um die Mitarbeitenden noch stärker einbinden zu können, soll in den kommenden Jahren vor allem die Transparenz erhöht und eine vermehrte Mitentscheidung ermöglicht werden. Hinsichtlich der Produktpalette stehen die bisher konventionellen Leime und Beschichtungen in einem starken Kontrast zu den nachhaltigen Initiativen im Betrieb. Für die Zukunft sollen daher vor allem bioökologische Ersatzprodukte genutzt werden. Diese sind bisher jedoch kaum in geringen Bestellmengen verfügbar oder noch in der Entwicklung. Künftig sollen die hergestellten Produkte für den Endkunden zu 100% klimafreundlich sein.
Herausforderungen:
Da es zum damaligen Zeitpunkt als unwirtschaftlich galt, hat sich die Schreinerei gegen den Einbau eines passenden Speichers für die beiden PV-Anlagen entschieden. Heute würde sich diese Investition lohnen. Eine Nachrüstung ist aktuell jedoch noch nicht geplant.